Aktuelles

Stellungnahme zur Einschätzung der DGO als »extremistische Organisation«

Der Verband der deutschen Slavistik nimmt mit Bestürzung zur Kenntnis, daß die Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde (DGO) vom Obersten Gerichtshof der Russischen Föderation mit 54 anderen Organisationen als Teil einer »Antirussischen separatistischen Bewegung« betrachtet wird. Der Verband der deutschen Slavistik betrachtet diese Einstufung als schwerwiegenden Angriff auf die Wissenschaftsfreiheit und widerspricht vehement der Einschätzung der DGO als »extremistisch«. Wir sprechen den Kolleginnen und Kollegen der DGO unsere Solidarität aus und hoffen, dass sie und die mit ihnen zusammenarbeitenden Wissenschaftler von den negativen Folgen verschont bleiben.

Stellungnahme von Mitgliedern des Verbands zum Verfahren gegen Evgenija (Ženja) Berkovič und Svetlana Petrijčuk und die diesem zugrunde gelegte »destruktologische Gerichtsexpertise«

Wir fordern die Einstellung des Verfahrens gegen die Theaterkünstlerinnen Evgenija Berkovič und Svetlana Petrijčuk sowie grundsätzlich den Ausschluss von pseudowissenschaftlichen »destruktologischen Gutachten« als Beweismitteln für die Anklageerhebung in juristischen Verfahren.

Die Regisseurin Evgenija (Zhenja) Berkovič und die Dramatikerin Svetlana Petrijčuk sind Anfang Mai in Moskau verhaftet worden. Den beiden renommierten russischen Künstlerinnen wird vorgeworfen, Terrorismus zu verherrlichen und ihn zu rechtfertigen – mit ihrer Inszenierung von Petrijčuks Stück »Finist, heller Falke« (»Finist jasnyj sokolʹ«) im Jahr 2020.

Das Stück, dessen Titel sich auf ein altes russisches Märchen bezieht, basiert auf realen Geschichten, Interviews und Prozessakten und erzählt vom Schicksal der Frauen und Mädchen, die im Internet mit perfiden Mechanismen von der Terrororganisation »Islamischer Staat« rekrutiert werden, nach Syrien gehen und bei ihrer Rückkehr in Russland vor Gericht gestellt werden. Text und Inszenierung vertreten klar und unmissverständlich eine den Terrorismus verurteilende Haltung.

Der Artikel des Strafgesetzbuches der Russischen Föderation, der den beiden Theaterkünstlerinnen zur Last gelegt wird, ist Artikel 205.2 Paragraf 2 »Öffentlicher Aufruf zu terroristischen Aktivitäten, öffentliche Rechtfertigung des Terrorismus oder Propaganda für den Terrorismus«. Auf diesen Anklagepunkt stehen bis zu sieben Jahre Haft.

Grundlage für die Anklage gegen die Dramaturgin und die Regisseurin ist eine »komplexe destruktologische Gerichtsexpertise«. In dieser Stellungnahme auf Change.org widerlegen wir, die Unterzeichnenden, als Slavist:innen die Argumente der »Gerichtsexpertise« und weisen deren literatur-, kultur- und medienwissenschaftliche Fehllektüren aus.

Kontakt:

Gernot Howanitz: gernot.howanitz@uibk.ac.at
Henrike Schmidt: schmidth@zedat.fu-berlin.de

Stellungnahme des Verbands der deutschen Slavistik zum Angriff auf die Ukraine, 24.02.2022

Als deutsche Slavistinnen und Slavisten stehen wir für Verständigung zwischen den Menschen, zwischen Staaten und Ethnien.

Den durch nichts zu rechtfertigenden, völkerrechtswidrigen Angriff russländischer Streitkräfte auf die Ukraine verurteilen wir mit aller Entschiedenheit. Krieg als Mittel zur Lösung von Konflikten lehnen wir auf das Schärfste ab.

Unser Mitgefühl gilt allen Menschen, denen dieser Krieg aufgezwungen wurde. Wir solidarisieren uns mit denen, die sich gegen die Aggression stellen, in der Ukraine wie in der Russländischen Föderation.

Wir unterstützen alle Bemühungen, die Waffen zum Schweigen zu bringen und zum Verhandlungstisch zurückzukehren. Die Souveränität der Ukraine und das Selbstbestimmungsrecht des ukrainischen Volkes stehen nicht zur Disposition!


Як німецькі славістки та славісти, ми виступаємо за порозуміння між людьми, державами та етнічними групами.

Ми рішуче засуджуємо невиправданий напад російських збройних сил на Україну, що порушує міжнародне право. Ми категорично відкидаємо війну як засіб вирішення конфліктів.

Наші щирі співчуття всім людям, яким була нав’язана ця війна. Ми солідарні з тими, хто виступає проти агресії, як в Україні, так і в Російській Федерації.

Ми підтримуємо всі зусилля, щоб скласти зброю та повернутися за стіл переговорів. Суверенітет України та право на самовизначення українського народу непорушні!


Мы, слависты Германии, выступаем за взаимопонимание между людьми, между государствами и этническими группами.

Необоснованное нападение российских вооруженных сил на Украину, нарушающее международное право, мы решительно осуждаем. Мы категорически отвергаем войну как средство разрешения конфликтов.

Всем людям, которым была навязана эта война, мы глубоко сочувствуем. Мы солидарны с теми, кто выступает против агрессии, как в Украине, так и в Российской Федерации.

Мы поддерживаем все меры, направленные на то, чтобы сложить оружие и вернуться за стол переговоров. Суверенитет Украины и право на самоопределение украинского народа неоспоримы!